SCHWERPUNKT

Salzgitter AG – Stahl wird grün

D

ie inländische Produktion von Stahl verursachte im Jahr 2023 den Ausstoß von rund 53 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht etwa acht Prozent aller in Deutschland aufgetretenen CO2-Emissionen. Der größte Anteil des klimaschädlichen Gases entsteht beim Reduktionsprozess von Eisenerz, für den Koks, ein stark kohlenstoffhaltiger Brennstoff, verwendet wird. Um ihren CO2-Ausstoß zu verringern, entwickeln Stahlerzeuger alternative Methoden der Eisenerzreduktion.

„Grüner Wasserstoff kann den Kohlenstoff ersetzen und damit die Entstehung von CO2 direkt im Prozess vermeiden“, sagt Gunnar Groebler, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG. Sein Unternehmen baut dafür aktuell eine sogenannte Direktreduktionsanlage. Sie wird so in das Hüttenwerk in Salzgitter integriert, dass der Stahlerzeuger einen großen Teil der Produktionsanlagen auch künftig nutzen kann. „Am Ende des Umbauprozesses im Jahr 2033 sind wir technisch in der Lage, unseren CO2-Ausstoß bei gleicher Produktionskapazität um über 95 Prozent zu senken“, sagt Groebler. „Wir nennen unseren Weg: SALCOS® – Salzgitter Low CO2 Steelmaking.“

Einen Zwischenschritt will das Unternehmen bis 2026 erreichen. Dann soll ein auf dem Werksgelände errichteter 100-Megawatt-Elektrolyseur jährlich 9.000 Tonnen grünen Wasserstoff erzeugen, der in der Direktreduktionsanlage zum Einsatz kommt – zunächst in einem Gemisch mit Erdgas, bis ausreichende Mengen Wasserstoff zur Verfügung stehen. „Unsere Anlage kann bis zu 150.000 Tonnen Wasserstoff einsetzen“, sagt Groebler. „Zur Ausschöpfung des vollen Klimaschutzpotenzials sind wir also auf zusätzlichen grünen Wasserstoff angewiesen.“ Derzeit laufe eine Wasserstoffausschreibung, bei der bereits zahlreiche potenzielle Lieferanten ihr Interesse bekundet haben. „Dafür brauchen wir den zügigen Ausbau des Wasserstoffkernnetzes in Deutschland und eine zeitnahe Anbindung unseres Standorts“, sagt Groebler. „Alle Anstrengung hilft nicht, wenn ,grauer‘ Stahl zu irregulär niedrigen Preisen nach Europa importiert werden kann.“ Es brauche sowohl eine intelligente Regulierung als auch gezielte Anreize zur Nutzung von CO2-armem Stahl etwa bei der öffentlichen Auftragsvergabe und in anderen Märkten wie dem Mobilitätsbereich.

Wie die CO2-freie Herstellung von Rohstahl funktioniert

Veröffentlicht:
Juni 2024
Illustration: C3 Visual Lab