Eigentlich herrscht Einigkeit: Klimaschutz ist eine gesellschaftliche Priorität. Doch der Weg dorthin ist mühsam – was muss jetzt geschehen, damit die Akzeptanz für konkrete Maßnahmen steigt?
Eigentlich herrscht Einigkeit: Klimaschutz ist eine gesellschaftliche Priorität. Doch der Weg dorthin ist mühsam – was muss jetzt geschehen, damit die Akzeptanz für konkrete Maßnahmen steigt?
ie Klimaziele des Pariser Abkommens bedeuten riesige Herausforderungen – angesichts der massiven Auswirkungen, die ein ungebremster Klimawandel hätte, hat sich die Weltgemeinschaft verständigt, Maßnahmen zu ergreifen, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. In Deutschland erfolgte 2021 die politische Entscheidung, bis 2045 Treibhausgasneutralität anzustreben. Sollen diese Ziele Realität werden, müssen massive Veränderungen erfolgen – in der Produktion von Gütern, der Bereitstellung von Serviceleistungen, bei Transport und Mobilität sowie auch im Konsum- und Verbrauchsverhalten. Wird dieses Ziel aber (deutlich) verfehlt, sind gesellschaftlich ebenfalls riesige Anpassungen an die Unwägbarkeiten des Klimawandels notwendig. So oder so kommen somit in naher Zukunft nicht nur auf die deutsche Gesellschaft hohe Transformationsanforderungen zu.
Bevölkerungsstudien zeigen seit Jahren, dass in der deutschen Gesellschaft, quer über politische Lager hinweg, das Bewusstsein für den Klimawandel und die notwendige Energiewende vorhanden ist. Die Bedeutung, die dem Thema zugeschrieben wird, variiert – während der Pandemie rückte das Thema Gesundheit nach vorn, angesichts des Ukrainekriegs erhielten Verteidigungs- und Außenpolitik hohe Priorität. Dies verweist auf ein Spannungsfeld: Einerseits ist die gesellschaftliche Transformation zu Klimafreundlichkeit ein langjähriges Projekt, andererseits steht dieses in Aufmerksamkeitskonkurrenz mit Themen, die ebenfalls Anpassungs- und Entscheidungskraft verlangen.
Eine weitere Herausforderung ergibt sich aus dem Unterschied zwischen Klimabewusstsein und grundsätzlicher Unterstützung für Klimapolitik einerseits sowie deren tatsächlicher und konkreter Implementierung andererseits.
Die allgemeine Unterstützung impliziert natürlich nicht, dass alle konkreten Maßnahmen ebenfalls unterstützt werden. Beispiele sind die Konflikte um Infrastrukturmaßnahmen wie Windräder und Stromleitungsausbau, die Debatten um das Gebäudeenergiegesetz sowie die Bauernproteste gegen den Abbau klimaschädlicher Subventionen. Ein tieferer Blick in einzelne Vorhaben und Projekte zeigt jedoch häufig, dass dabei nicht nur oder in erster Linie egoistische Motive Konflikte auslösen, sondern die Kommunikation ungünstig gestaltet war oder wichtige Abwägungen nicht getroffen wurden. So kamen die ursprünglich geplanten Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes für viele Menschen zu kurzfristig und überraschend.
Insofern ist es nicht oder nur teilweise zutreffend, der Gesellschaft pauschal mangelnde Bereitschaft zum Wandel vorzuwerfen. Studien zeigen, dass Klimapolitik auf Akzeptanz stößt, wenn sie als fair und effektiv empfunden wird. In einer unserer eigenen Untersuchungen zeigte sich dies in Diskussionen zum CO₂-Preis mit Bürgerinnen und Bürgern, die durch dessen Einführung überdurchschnittlich betroffen waren. Überwiegend war die Einsicht vorhanden, dass für den Klimawandel bestimmte Produkte wie fossile Brennstoffe teurer werden müssen. Auch wurde der CO2-Preis als grundsätzlich gerecht empfunden, da gemäß dem Verursacherprinzip diejenigen stärker zur Kasse gebeten werden, die mehr Emissionen verursachen.
Gleichzeitig wünschten die Befragten sich aber ermöglichende Maßnahmen – wie einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr als Alternative zum Auto. Denn nur wenn alternatives Handeln möglich ist, kann der CO₂-Preis aus ihrer Sicht effektiv sein. Und wird in einem solchen Gesamtpaket auch unterstützt.
„Gute“ Klimapolitik muss sich diesen Anforderungen stellen und zudem nachvollziehbar kommuniziert werden – damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit für Akzeptanz.