Öl, Erdgas, Wärmepumpe – Bernhard Bönsch kennt das alles ganz genau. Seit Jahrzehnten ist er im Bereich Heizungsbau tätig. Auch beim größten H₂-Pilotprojekt im deutschen Wärmemarkt war der Monteur mit dabei. Hier zeigt sich, aus welchem Stoff unsere Zukunft sein kann.
Öl, Erdgas, Wärmepumpe – Bernhard Bönsch kennt das alles ganz genau. Seit Jahrzehnten ist er im Bereich Heizungsbau tätig. Auch beim größten H₂-Pilotprojekt im deutschen Wärmemarkt war der Monteur mit dabei. Hier zeigt sich, aus welchem Stoff unsere Zukunft sein kann.
s ist der 25. September 2023, sieben Uhr früh am Morgen, und Bernhard Bönsch weiß, dass ab jetzt jede Minute zählt. Doch der 54-Jährige kann unter Druck versiert arbeiten. Das zeigt sich auch in den nächsten 72 Stunden. In dieser Zeit schafft er, was sonst eine Woche dauern darf: In drei Haushalten muss er neue Brenngeräte einsetzen, sodass künftig mit Wasserstoff (H₂) geheizt werden kann.
Es ist das Forschungsprojekt „H₂ Direkt“, für das Bönsch als einer von drei Monteuren ausgewählt wurde. Dabei heizen zehn Einfamilienhäuser und eine Schreinerei im oberbayerischen Hohenwart ihre Räume für 18 Monate mit Wasserstoff, der mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt wird. Vorab unterzeichneten sie einen Vertrag mit Energie Südbayern (ESB). Weitere Projektpartner sind Thüga und Energienetze Bayern. Als Lieferant stellt die Firma Vaillant ihre neuen H₂-Brenngeräte zur Verfügung. Die Westfalen AG liefert den Wasserstoff. „Wir wurden im Vorfeld vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. rund um den neuen Brennstoff geschult. Zusätzlich haben wir das Schulungszentrum der Firma Vaillant besucht und die H₂-Geräte unter die Lupe genommen“, so Bönsch.
Im Alter von 15 Jahren begann er 1985 seine Ausbildung bei der Firma „Neufeld Heizung und Sanitär“ in Pfaffenhofen. Zunächst als Gas- und Wasserinstallateur, später kamen Heizungen hinzu, heute ist er Anlagenmechaniker und dem Unternehmen Neufeld treu geblieben. Wasserstoff ist ein Meilenstein in seiner Karriere. „Es war eine sehr interessante Aufgabe, die zuvor in Deutschland noch nie in bewohnten Bereichen durchgeführt wurde“, so Bönsch.
Wird Wasserstoff zukünftig unsere Wohnungen erwärmen? Die Infrastruktur dafür haben wir bereits, glauben viele Experten: Wasserstoff kann durch bestehende Gasleitungen fließen. „Man hat bereits begonnen, dem Erdgas bis zu 20 Prozent Wasserstoff beizumischen“, sagt Bönsch. „Als Insellösungen könnten Hauseigentümer auch Tanks im Garten eingraben lassen, die mit Wasserstoff gespeist werden.“ Das allerdings müsste sehr regelmäßig passieren, denn Wasserstoff ist flüchtiger als Erdgas und enthält nur rund ein Drittel der Energie. Hinzu kommt, dass grüner Wasserstoff aktuell sehr teuer ist. Ob sich das so schnell ändern kann und ob die von Deutschland benötigten Mengen zeitnah bereitstehen? Für Bönsch ist klar, dass es nur mit Importen gehen wird: „Wir haben in Deutschland zu wenig Sonne und Wind, um ausreichend grünen Wasserstoff gewinnen zu können. Es sind aber Pipelines in Planung, die aus sonnigen Ländern wie Nordafrika, Spanien oder Frankreich nach Deutschland verlegt werden, um uns mit H₂ zu versorgen.“
Ist bei diesem Aufwand die energieeffizientere Wärmepumpe eine bessere Lösung? Der Monteur schätzt deren Einsatzmöglichkeiten als begrenzt ein, denn eine Wärmepumpe fährt mit niedrigen Temperaturen um die 38 Grad. Um einen schlecht isolierten Altbau mit großen Heizkörpern zu erwärmen, müsste mit rund 60 Grad gefahren werden, was bei einer Wärmepumpe nicht möglich ist. Als weitere Lösungen gibt es Hybridanlagen, die halb Gasheizung, halb Wärmepumpe sind. Diese Variante ist jedoch mit höheren Kosten verbunden. Ein Hybridmodell mit Wasserstoff ist rein theoretisch möglich.
Was gibt es bei Wasserstoff noch zu bedenken? „H₂ ist explosiv, deshalb wurden in den Haushalten in Hohenwart Gaswarner angebracht und geruchsverstärkende Mittel eingesetzt“, erklärt Bönsch. Das klingt bedrohlicher, als es ist. Erdgas habe genau die gleiche Explosionsgefahr. Außerdem seien unsere Leitungen und Geräte qualitativ hochwertig verarbeitet und würden streng geprüft.
Eines ist klar: Das Pilotprojekt in Hohenwart wird zeigen, dass es für Wasserstoffheizungen keine technischen Hürden gibt. Und Bernhard Bönsch hofft, seinen Beitrag zu einer zukunftsträchtigen Technologie geleistet zu haben: „Wir müssen an unsere Erde denken, und grüner Wasserstoff ist eine äußerst nachhaltige Energieform, die ohne CO₂ auskommt.“